Ich halte den (ausschließlichen) Fokus auf der Förderung eines bestimmten Geschlechts nicht für zielführend. Die fehlende Geschlechterparität ist ein Symptom der Probleme im System, nicht die Ursache. Wissenschaftler*innen sind nicht weniger gut qualifiziert als Männer und sie brauchen auch keine besondere Förderung, um sich im Wissenschaftssystem zu behaupten - zumindest nicht, wenn die Bedingungen für alle stimmen. Die strukturelle Diskriminierung betrifft u.a. auch die soziale Herkunft (Wie lange kann/will ich es mir leisten, prekär beschäftigt zu sein, ggf. häufig die Standorte zu wechseln) und bestimmte Lebensentwürfe (inwieweit ist das alles mit einer Familie vereinbar; gerade das trifft häufig Frauen). Wer das ändern will, muss die Ursachen angehen. Und das sind die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft. Mehr als 80 Prozent der Stellen im wissenschaftlichen Mittelbau in RLP sind befristet. Das sind hochqualifizierte Menschen zwischen Mitte 20 und Mitte 40. Karrieren sind nicht planbar. Leben sind nicht planbar (außer man verfügt über die entsprechenden Rücklagen). Die bestehenden Strukturen begünstigen bestimmte soziale Herkünfte und Lebensentwürfe (die des kinderlosen Akademikerkinds) und benachteiligen andere (und zwar bei Männern wie bei Frauen; daran ändert auch ein Professorinnenprogramm nichts). Dem System gehen so viele Talente verloren. Es ist, so wie es ist, mit Ausland und Wirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig. Das sollten wir ändern.
Kapitel: | GERECHTE BILDUNG – INNOVATIVE WISSENSCHAFT |
---|---|
Antragsteller*in: | Markus Schäfer (LAG Hochschule) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 20.10.2020, 22:21 |
Kommentare